Vorstoss in Adliswil neue Kraftwerke in der Sihl / Die Stadt solle beim Strom nachhaltiger und unabhängiger werden, finden die Freien Wähler. Als Energieträger haben sie die Sihl im Visier – aber auch das Quellwasser

Publiziert in der Zürichsee-Zeitung am 10.02.2023, 16:44 von Luzia Nyffeler

Ein solches Flusswasserkraftwerk wie hier in Langnau könnte es gemäss den Freien Wählern künftig auch in Adliswil geben.

Bis 2040, spätestens aber 2050 will der Kanton Zürich klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, werden die erneuerbaren Energien forciert. Neben Solarenergie und Windkraft gehört ebenfalls die Wasserkraft dazu. Diese soll auch die Stadt Adliswil vermehrt nutzen, finden die Freien Wähler und haben an der letzten Parlamentssitzung eine entsprechende Motion eingereicht.

In dieser fokussieren die Motionäre nicht nur auf die Sihl als Energieträger, sondern auch auf das Trinkwasser. «Wir laden den Stadtrat ein, Projekte für Trink- und Flusswasserkraftwerke auszuarbeiten und baldmöglichst zu realisieren», heisst es im Vorstoss.

Turbine vor Reservoir

Bei einem Trinkwasserkraftwerk wird das Druckgefälle aufgrund des Höhenunterschieds zwischen der Quellfassung und dem Wasserreservoir für die Stromproduktion genutzt. Das so herunterfliessende Wasser treibt eine Turbine vor dem Reservoir an. Die Gleichung ist dabei relativ einfach: Je grösser der Höhenunterschied, desto mehr Strom wird produziert.

Grafik: Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel)

Für ein klassisches Trinkwasserkraftwerk wird zwischen Quellfassung und Reservoir eine Turbine eingebaut.

Damit sind vor allem Berggebiete prädestiniert für den Einsatz von Wasserkraftwerken – aber nicht nur. Die Motionäre verweisen in ihrer Begründung auf einen Bericht des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel). Dieses wurde 2009 auf Geheiss des Kantonsrats damit beauftragt, das Potenzial von Trinkwasserkraftwerken zu eruieren.

Drei Standorte in Adliswil

Der Bericht wurde im Herbst 2013 veröffentlicht und listet 44 Zürcher Gemeinden, die Potenzial für solche Kraftwerke haben. Darunter findet sich auch die Stadt Adliswil. Gleich drei Standorte weisen gemäss dem Awel die Möglichkeit auf, aus Trinkwasser Strom zu produzieren: das Reservoir Kopfholz sowie die Bucheneggquellen oberhalb und unterhalb des Reservoirs Hermen.

Möglich wäre die Stromproduktion aus Trinkwasser also. Der Ertrag ist allerdings überschaubar. Auch diesen führt der Bericht auf. Insgesamt bestehe ein Energiepotenzial von etwas mehr als 76’000 Kilowattstunden pro Jahr. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht circa 4500 Kilowattstunden jährlich. Der produzierte Strom könnte also knapp 17 Haushalte versorgen.

Beitrag an das Klima

Während die Trinkwasserkraftwerke in Adliswil etwas Neues wären, haben Flusswasserkraftwerke in der Stadt eine lange Geschichte. Einst nutzten die Mechanische Seidenstoffweberei sowie die Baumwollspinnereien an der Albisstrasse und im Soodquartier die Sihl als Energielieferant. Diese drei Kraftwerke wurden allerdings abgebrochen oder zurückgebaut.

Als Standorte für Flusswasserkraftwerke schlagen die Motionäre darum die beiden Wehranlagen auf dem Adliswiler Gemeindegebiet vor. Eine befindet sich an der Webereistrasse bei der Abzweigung Sihlweg. Die andere liegt zwischen Kanalweg und Sihlquai. Diese beiden Standorte wären ideal, «da sie ja dazumal für diese Zwecke gebaut wurden», schreiben die Freien Wähler.

Sie verweisen auch auf die Nachbargemeinde Langnau, wo in der Sihl nahe der Gattikonerbrücke ein Kraftwerk Strom produziert. Dieses Kraftwerk lieferte gemäss der Eigentümerin ADEV Energiegenossenschaft im Jahr 2019 rund 900’000 Kilowattstunden Strom, was dem durchschnittlichen Bedarf von etwa 200 Haushalten entspricht.

Mit dem Bau solcher Kleinwasserkraftwerke sowie den Trinkwasserturbinen wäre die Goldlabel-Energiestadt Adliswil nachhaltiger aufgestellt, argumentieren die Freien Wähler. Zudem würde sie einen Beitrag an das Klima leisten und wäre unabhängiger von teuren Stromzukäufen.

Möglich wäre die Stromproduktion aus Trinkwasser also. Der Ertrag ist allerdings überschaubar. Auch diesen führt der Bericht auf. Insgesamt bestehe ein Energiepotenzial von etwas mehr als 76’000 Kilowattstunden pro Jahr. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht circa 4500 Kilowattstunden jährlich. Der produzierte Strom könnte also knapp 17 Haushalte versorgen.

Trinkwasserkraftwerke am Zürichsee

Mehrere Gemeinden im Bezirk Horgen verfügen bereits über Kraftwerke, die mit Trinkwasser Strom produzieren. In Langnau ist seit 2010 am Standort Striempel ein Trinkwasserkraftwerk in Betrieb. Es liefert jährlich 46’000 Kilowattstunden Strom, was einem Jahresbedarf von rund zehn Haushalten entspricht.

Horgen hat ebenfalls ein kleines Kraftwerk. Laut Awel-Bericht liefert es rund 37’300 Kilowattstunden Strom pro Jahr (acht Haushalte). Richterswil nutzt das Quellwasser beim Reservoir Fälmis für die Stromproduktion. Gemäss Angaben der Gemeinde ergibt dies jährlich 30’000 bis 40’000 Kilowattstunden (sechs bis neun Haushalte). (lny)