Die Schönheit von Adliswil.

Seit ich mein Ja zum Umzug gegeben habe, leide ich. Ich leide an dem Gedanken, diesen Ort verlassen zu müssen. Das Grün. Das viele Grün. Die tausend Grüntöne vom Wald am Albis, der Wiesen, des Chopfholzwaldes, das Grün der Linden vor unserem Schlafzimmer, das veränderte Grün am Morgen, Abend und im Herbst. Das zarte Grün des Waldes im Frühling, der frischen Buchenblätter und des Bärlauchs.

Ich bin traurig, weil ich nicht mehr die vielen kleinen Wege in Adliswil gehen werde, zum Schwimmbad, zum Schulhaus Kronenwiese, an der Sihl, im Wald und zwischen den Häusern der Siedlung.

Ich geniesse es, auf diesen Wegen bekannte Gesichter zu sehen: eine Mutter, die ich aus der Schule kenne, eine Nachbarin, eine Spielplatzbekannte, eine Seniorin der Alterssiedlung, die Frau, die morgens immer mit ihrem Dackel beim Friedhof spazieren geht, der strubbelige Mann in Arbeitskleidung im Bus Nr. 152, die Verkäuferin in der Reno-Filiale, die Pächter der Familiengärten, das Team der Bücherei, den Stadtpräsidenten mit seinem Hund.

Diese Gesichter geben Adliswil zusammen ein Gesicht, das warm ist. Das mich aufgenommen hat und mir ein Zuhause gegeben hat. Wo ich aufwache und meine Tochter im Kinderwagen den Berg hochgeschoben habe, wo ich meinem Sohn auf seinem Weg zur Schule hinterherschaue und er mir zurück winkt.

Ich habe den Berg mit der Seilbahn lieben gelernt – auch wenn er mich abends eine Stunde Sonne kostet. Manchmal ist er von einem zähen Grau verschluckt, unsichtbar, manchmal ist er mit bunten Paragleitern verziert, das beständige Auf- und Ab der roten rote Seilbahnkabinen, gibt mir ein Gefühl von „Es läuft, alles in Ordnung.“ Der Blick bis nach Zürich, die einfliegenden Flugzeuge und der Blick vom Panoramaweg bis zum See und den Bergen geben mir die nötige Weite. Ich werde alles vermissen. Auch die Pferdeäpfel auf dem Gehweg und das Blöcken der Schafe und das Glockengebimmel der Kühe. Den Waschtag werde ich nicht vermissen.

Die Schönheit von Adliswil sucht man vergeblich, wenn man am Bahnhof ankommt. Man findet auch kein Stadtzentrum. Man findet Migros. Wahrscheinlich auch eine Bekannte beim Einkaufen. Man findet interessante Gebäude wie die blaue Siedlung, die Wohnsilos der Alterssiedlung, oder andere versteckte Perlen. Man findet Spielplätze, internationale Familien, Schwimmbad, Sportanlagen und Schulhöfe, eine tolle Familieninfrastruktur. Man findet ordentlich gepackte Altpapierstapel, Müllsammelstellen und gebührenpflichtige Parkplätze, ausgeschilderte Wanderwege und Trinkbrunnen.

Die Wohnung ist geräumt, leer Räume hallen beim Sprechen. Wir werden bald wo anders wohnen. Ich bin dankbar, an diesem Ort gewohnt zu haben, seine Schönheit zu entdecken. Wir sind kurz vor der Pandemie angekommen, wir gehen jetzt wieder. – Die Schönheit von Adliswil gibt es nicht auf Fotos, ich nehme sie in meinem Herzen mit.

Leb wohl, Schönheit von Adliswil! Trage Sorge und pflege Dich.

DBR (Name der Redaktion bekannt)

Herzlichen Dank für diese wunderbaren Zeilen, wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie nur das allerbeste im Rheinland. Herzliche Grüsse von den Freien Wählern aus Adliswil