Motion in Adliswil eingereicht, Bürgerliche wollen neue Hochhäuser verhindern

Massvolle Verdichtung statt Grossüberbauungen: Das wollen Vertreter bürgerlicher Parteien mit einem Vorstoss erreichen. Auch Hochhäuser würden in Adliswil verboten.

Fast 19’000 Menschen leben in Adliswil. Und es dürften in absehbarer Zeit nicht weniger werden. Um genug Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen, sind einige Grossüberbauungen in der Sihltalstadt geplant. An dieser Taktik stören sich drei bürgerliche Parlamentarier. Mario Senn (FDP), Daniela Morf (SVP) und Daniel Frei (Freie Wähler) haben deshalb eine Motion beim Stadtrat eingereicht.

Für die drei Motionäre sind weitere Grossüberbauungen auf freien Flächen nicht der richtige Weg, um Wohnraum zu schaffen. Sie wollen lieber in den bestehenden Wohnzonen ein dichteres Bauen erlauben. «Massvolle Verdichtung statt Grossüberbauungen und Hochhäuser» lautet entsprechend der Titel ihres Vorstosses.

Boden anders nutzen

Sich für mehr Grünraum einzusetzen, ist eigentlich ein Thema, das man eher von linken Parteien erwarten würde. Was hat die bürgerliche Seite nun zum Vorstoss bewogen? Erstunterzeichner Mario Senn sagt: «Wenn eine Grossüberbauung entsteht, kommt es zu einem Schwelleneffekt.» Das bedeutet: Der Bedarf an Infrastruktur wie neuem Schulraum, Strassen und Sportanlagen springt immer dann stark an, wenn eine Grossüberbauung fertiggestellt ist und Adliswil in kurzer Zeit stark wächst. Dies sei jeweils auch für den Finanzhaushalt der Stadt eine Herausforderung.

«Bisher war es vielleicht richtig, dass die Stadt auf neue grosse Überbauungen setzte», sagt Senn. Es könne aber auch in Anbetracht der angespannten finanziellen Lage nicht so weitergehen. «Wir haben uns deshalb überlegt, wie wir Alternativen schaffen können, um die zusätzlichen Infrastrukturbedürfnisse besser über die Zeit zu verteilen», sagt er.

Konkret wollen die Motionäre den Stadtrat beauftragen, die Bau- und Zonenordnung (BZO) zu ändern. In den Wohnzonen 2 und 3 wären in Zukunft Ausnützungsziffern von 50 statt 30 Prozent respektive 70 statt 50 Prozent erlaubt. So liesse sich in den Augen der Motionäre der vorhandene Boden effizienter nutzen. Die Entscheidung, ob mehr Wohnraum gebaut werden soll, würde so auch nicht mehr bei einem grossen Investor liegen, sondern bei mehreren kleineren Eigentümern.

«Kein zweites Altstetten»

Der Vorstoss erreicht den Stadtrat in einer Zeit, in der in Adliswil mit dem Zentrum Süd, dem Sood, dem Dietlimoos, oder dem Lätten verschiedene Projekte in Planung oder im Bau sind. «Es geht uns nicht darum, ein bestimmtes Vorhaben zu verhindern», sagt Mario Senn. Das Ziel sei vielmehr, der aktuellen Entwicklung Einhalt zu gebieten. Für ihn ist klar: «Wir wollen kein zweites Altstetten werden.»

Einfluss auf die aktuelle Stadtplanung könnte die Motion aber dennoch haben. Denn sie sieht auch vor, dass im ganzen Stadtgebiet keine neuen Gebäude höher als 25 Meter gebaut werden dürfen. Damit wären Hochhäuser in Adliswil de facto verboten. Gerade im Sood wären dank eines kürzlich erarbeiteten Masterplans theoretisch Hochhäuser bis zu 55 Metern möglich gewesen. Mario Senn räumt ein: «Darüber wären wir nicht erfreut.» Diese Pläne für den Sood sind allerdings noch nicht ausgereift. Ob dort wirklich dereinst Hochhäuser möglich wären, liegt noch in den Sternen respektive bei der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg.

In ihrer Motion erwähnen die Parlamentarier auch das Gebiet Sunnau, das bei der Stadtgrenze zu Wollishofen liegt. Unscharfe Pläne für eine Überbauung in ferner Zukunft bestehen auch dort. «Wenn man in der Wohnzone verdichten könnte, könnte man sich mit der Überbauung der Sunnau mehr Zeit lassen», sagt Senn.

Diskussion als Ziel

Felix Keller, Stadtrat Planen und Bauen, sagt, dass der Stadtrat den Vorstoss erst noch prüfen muss, weshalb sich Keller inhaltlich noch nicht dazu äussern will. Er verweist darauf, dass die Bau- und Zonenordnung bis 2025 sowieso revidiert werden müsse.

Bei einer Änderung der Bau- und Zonenordnung müsste sich auch der Kanton noch äussern. Ob die Anliegen der Motionäre dort Gehör finden, ist offen. Ihr Ziel dürften die drei Bürgerlichen dennoch erreichen: «Unsere Motion ist auch als Anregung einer Diskussion zu verstehen, wie sich die Stadt Adliswil baulich entwickeln soll», sagt Mario Senn.

(Aus der Zürichsee Zeitung, Daniel Hitz, 8.1.2021)

 

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